"Wir lieben Gera" – schlecht getarnte Nazis

Bärthel und Köckert bei der 2. Thügida-Demo in Erfurt 30.03.15
Bärthel und Köckert bei der 2. Thügida-Demo in Erfurt 30.03.15
Christian Bärthel ist eine weitere führende Figur hinter „Wir lieben Gera“, „Wir lieben Osthüringen“ und „Thügida“. Als Redner tritt häufig als Redner bei Thügida-Aufmärschen in Erscheinung, mindestens ab dem zweiten Aufmarsch in Erfurt. Auch bei allen „Wir lieben Gera“ Veranstaltungen war er stets neben David Köckert einer der Hauptredner. Er zeichnete sich verantwortlich für die Anmeldung des Thügida-Aufmarsches in Ronneburg am 28.09.15. Etwa 400 Menschen, darunter reichlich klar erkennbare Neonazis, folgten ihm und seinem Stargast, dem rechtsextremen Liedermacher Frank Rennike. Bärthel ist Ex-DVU Mitglied, Ex Mitglied der „Deutschen Partei“ (DP), deren stellvertretender Landesvorsitzender er in Thüringen war. Er war außerdem Mitarbeiter des NPD-Landtagsabgeordneten Peter Klose (Zwickau) bis 2009. Er vertritt die Reichsbürger-Ideologie, eine rechtsextreme Verschwörungstheorie, die Deutschland als Staat nicht anerkennt sondern stattdessen den Fortbestand des Deutschen Reiches proklamiert. Bärthel selbst nennt sich zeitweise „Staatsbürger und Sachwalter des Deutschen Reiches“. Als solcher lud er zusammen mit dem Rechtsextremisten Ittner im Mai 2004 zu einer „Reichsversammlung“ nach Nöbdenitz bei Altenburg in Ostthüringen ein, um dort „das weitere Vorgehen zur Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit des Reiches“ zu besprechen. An der Veranstaltung nahm zum Beispiel auch Horst Mahler teil.
Nürnberger, Köckert (beide NPD) und Bärthel bei einer Demo in Weida im März
Nürnberger, Köckert (beide NPD) und Bärthel bei einer Demo in Weida im März
Bärthel hat bundesweite Kontakte und organisierte und besuchte geschichtsrevisionistische Veranstaltungen u.a. mit Horst Mahler, Ralf Wohlleben, Christian Worch, Gerd Ittner und Ursula Haverbeck. Der Altenburger Rechtsextremist Thomas Gerlach wurde im NSU Prozess nach der Bekanntschaft zu Bärthel befragt, sowie nach möglicher Mitgliedschaft Bärthels bei den „Nationalen Sozialisten Zwickau“. Zuletzt 2007 wurde Bärthel wegen Volksverhetzung verurteilt, aktuell laufen wohl weitere Ermittlungen, unter anderem wegen seiner Äußerungen beim Thügida-Aufmarsch am 20. April 2015 in Eisenberg, mit denen eher sinngemäß eine Internierung der Gegendemonstranten in Konzentrationslagern empfiehlt:
“Scheinbar scheint diesen hirnlosen Gestalten von der Gegenseite nichts anderes einzufallen als tief in die Mottenkiste der Lüge zu greifen um zur Lüge zu greifen, zu diffamieren, zu spalten.

Aber sie sind therapierbar. Die Methoden der Therapie möchte ich nicht hier öffentlich sagen. Aber wenn man weiß, dass auch 70 Jahre nach Kriegsende noch Überlebende von Arbeitslagern da sind, dann kann ich sagen, Arbeit hat noch niemandem geschadet.“
Bärthel bei einer der fremdenfeindlichen Demonstrationen in Tröglitz
Bärthel bei einer der fremdenfeindlichen Demonstrationen in Tröglitz
Im August 2014 besuchte Bärthel die Jubiläumsfeier für Geschichtsrevisionisten des „Verein Gedächtnisstätte“ im thüringischen Guthmannshausen, im Januar 2015 war er zu Gast auf einer Veranstaltung der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. In Weida trat er im März 2015 als Redner bei der sogenanntenBürgerinitiative gegen eine Flüchtlingsunterkunft in Erscheinung. Auch beim zweiten Aufmarsch von „Endgame“ in Halle durfte er ans Mikro treten, um den inhaftierten Holocaustleugner Horst Mahler zu verherrlichen.
 
Bei den fremdenfeindlichen und von der NPD veranstalteten Demonstrationen in Tröglitz zu Jahresbeginn hat Bärthel mindestens 4x gesprochen. Wir erinnern uns: Wegen der Demonstrationen, des angeheizten Klimas, offenen Anfeindungen und Bedrohungen trat der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth zurück. Bärthel sprach seinerzeit bei den von den Rechten „Spaziergänge“ genannten Anti-Flüchtlingskundgebungen von „begattungsfreudigen Nordafrikanern, die uns hier belästigen“, und denen er eine „gute Heimreise“wünsche.
Compact-Plenum in Tröglitz: Bärthel, Elsässer, Poppenburg (AfD)
Compact-Plenum in Tröglitz: Bärthel, Elsässer, Poppenburg (AfD)
Am Ostersamstag gipfelte die Eskalation in einer laut Staatsanwaltschaft „besonders schweren Brandstiftung“ in der geplanten Flüchtlingsunterkunft. Später wurde ein NPD-Sympathisant und Demo-Teilnehmer als Tatverdächtiger ausgemacht. Beim vom neurechen Querfront-Magazin Compact organisierten Compact-Plenum im Mai in Tröglitz saß dann neben dem rechten Querfront-Aktivist Elsäßer auch der geistige Brandstifter Christian Bärthel auf dem Podium.

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